„Reden über Kunst“: Freiheitskrise? Zum Anspruch künstlerischer Autonomie in der Gegenwartskunst

Dr. Heiderose Langer von der Kunststiftung Erich Hauser in Rottweil, Dr. Astrid Ihle von der Sammlung Grässlin in St. Georgen und Wendelin Renn von der Städtischen Galerie Villingen-Schwenningen haben vor drei Jahren das Projektnetzwerk „Reden über Kunst§ ins Leben gerufen. Ziel dieser Kooperation ist im gemeinsamen Wirken in der Kunstvermittlung Synergien zu erzielen und durch Veranstaltungen einen regen Austausch über Positionen aktuellen Kunstschaffens zu ermöglichen. 

Nach dem erfolgreichen Symposium zum Thema „Von der Macht der Kunst – Strategien zur Unsterblichkeit“ im Jahr 2011 laden die drei Kunstinstitutionen nun im Herbst 2013 zur zweiten gemeinsamen Veranstaltung ein: Am Samstag, dem 12. Oktober 2013 findet um 17.00 Uhr im großen Saal im Rathaus Schwenningen, Marktplatz 1, 78054 Villingen-Schwenningen, eine Podiumsdiskussion statt. Mit der Moderation von Prof. Dr. Georg Imdahl, Kunstwissenschaftler an der Kunstakademie in Münster, diskutieren die Kunstkritikerin Adrienne Braun aus Stuttgart, Urs Raussmüller, Künstler, Sammler und Initiator der Hallen für neue Kunst in Schaffhausen, Dr. Ulrike Gross, Direktorin des Kunstmuseum Stuttgart sowie die Frankfurter Künstlerin Tamara Gric über das Thema „Freiheitskrise? Zum Anspruch künstlerischer Autonomie in der Gegenwartskunst“. 

Die Fragestellung zur „Freiheit in der Kunst“ geht von der These aus, dass das Konzept der Freiheit in der zeitgenössischen Kunst im Begriff ist, seine Potentiale aufzugeben. Ausgehend von Friedrich Schillers Postulat zur ‚Autonomie der Kunst‘ und Heinrich Bölls Aussage „Kunst ist Freiheit“ soll darüber diskutiert werden, wie dieser Anspruch im 21. Jahrhundert behauptet bzw. überhaupt noch reklamiert werden kann angesichts der Bedingungen und vielfachen Zwänge – seien diese wirtschaftlicher, politischer oder ideologischer Art – die künstlerische Praxis heute definieren. Nutzen Künstler die Freiheit, die Kunst ermöglicht oder sind sie gefangen im Netz des Kunstbetriebs mit seinen Abhängigkeiten vom Kunstmarkt, den Wünschen der Sammler und Kuratoren sowie Machtstrategien und ökonomischen Versprechungen? Und in welchem Verhältnis steht die persönliche Freiheit zur künstlerischen Freiheit? 

Zu Anfang des 20. Jahrhunderts bezeichnete Wassily Kandinsky den Künstler im Leben als nicht frei, in der Kunst hingegen als frei. Und heute? Dient die künstlerische Freiheit der persönlichen Freiheit, weil machtbewusste Artisten im Kunstbetrieb aktiv und einflussreich in eigener Sache unterwegs sind? Es scheint, zumindest in der westlichen Welt, eine Ausnahme zu sein, wenn künstlerische und persönliche Freiheit auf existentielle Weise miteinander verquickt sind, wie der chinesische Künstler Ai Weiwei formuliert: „…ich wollte einfach nur Künstler werden, weil ich dachte, es wäre der einzige Weg, ein wenig Freiheit zu haben.“

Aus Freiheit erwächst immer auch Verantwortung. Wie stehen Künstler dazu? Verantwortung zieht Verbindlichkeiten mit sich, kann ungemütlich sein. Passt das überhaupt in eine Zeit, in der Künstler gelernt haben, stets flexibel und (markt-)konform zu agieren. Ist es ihnen vielleicht sogar Recht, Verantwortung (Freiheit) abzugeben – an Kuratoren, Sammler, Kritiker? 

Macht Kunst vielleicht sogar unfrei? Auf der documenta 2012 in Kassel und in anderen Großausstellungen, v. a. Kunstbiennalen wird propagiert, dass eine soziale oder politische Begründung der künstlerischen Arbeit notwendig sei, um Kunst zu machen – was die Tradition der Aufklärung und der künstlerischen Freiheit negiert. Es ist deshalb zu fragen, ob alleine die gesellschaftspolitische Kunst den Anspruch des Künstlers auf Freiheit rechtfertigt? Muss mit aller Macht die Kunst in den Dienst der politischen Sache gestellt werden? Und welchen Einfluss haben in diesem Zusammenhang die Kuratoren? Verhindern sie die künstlerische Freiheit auf Selbstbestimmung durch vorgegebene Konzepte und in Auftrag gegebene Projekte, wie dies u.a. bei der letzten documenta der Fall war? 

Zusätzlich zur Podiumsdiskussion bietet die Sammlung Grässlin in St. Georgen vorab um 11:00 Uhr eine Führung durch die Ausstellung „Günther Förg – Werke aus der Sammlung“. Danach besteht Gelegenheit zu einem Imbiss im Restaurant Kippys, das der Sammlung Grässlin angegliedert ist. Um 14:00 Uhr lädt die Kunststiftung Erich Hauser zum Besuch der Ausstellung Benjamin Appel, dem Werkstattpreisträger 2013. Um 17:00 Uhr beginnt dann die Podiumsdiskussion im großen Ratssaal im Rathaus Schwenningen, dem bedeutenden Bau des spätexpressionistischen Architekten Hans Herkommer. Im Anschluß daran lädt die Städtische Galerie alle Teilnehmer in die Ausstellung „Bridget Riley – Prints 1962-2012“ zu einem kleinen Empfang mit Imbiss und Umtrunk ein.

Ort
Rathaus Schwenningen, großer Sitzungssaal
Marktplatz 1, 78054 Villingen-Schwenningen
Teilnahmegebühr 10.00 Euro
Anmeldung bis Freitag, 11. Oktober
Abendkasse 15.00 Euro, beinhaltet Soft-Getränke, Kaffee/Tee, Imbiss beim Empfang in der Städtischen Galerie, Ausstellung Bridget Riley, Prints 1962-2012

vorab Rahmenprogramm:
11:00 Uhr: Führung durch die Ausstellung
„Günther Förg – Werke aus der Sammlung“
Sammlung Grässlin
Museumsstraße 2
78112 St. Georgen

Möglichkeit zum Mittagessen
Restaurant Kippys/Sammlung Grässlin
Selbstanmeldung: 07724/948802

14:00 Uhr: Führung durch den Skulpturenpark Erich Hausers 
und Besichtigung der Ausstellung von Benjamin Appel
Kunststiftung Erich Hauser
Saline 36
78628 Rottweil