Erich Hauser in Schramberg

Dass ihm die akademische Ausbildung zum Bildhauer verwehrt blieb, sollte Erich Hauser nicht davon abhalten, einer zu werden. Mit nur 22 Jahren im Jahr 1952 startete Erich Hauser seine künstlerische Laufbahn in der Stadt Schramberg im mittleren Schwarzwald. Alles begann mit einem Schild aus Pappkarton, auf dem in großen Lettern ‚ERICH HAUSER (BILDHAUER)‘ stand. Seinem zukünftigen Dasein als Künstler ging eine Ausbildung (1945 bis 1948) zum Stahlgraveur in Tuttlingen bei Aesculap voran. Im Anschluss daran verschlug es ihn einige Jahre nach Stuttgart, wo er in einer Gravieranstalt arbeitete. Nebenbei besuchte er an der Freien Kunstschule in Stuttgart Abendkurse der Bildhauerklasse. Zurück aus Stuttgart richtete er sich in Schramberg eine erste Werkstatt ein. In seinen Schramberger Zeiten experimentierte er mit verschiedenen Werkstoffen wie Holz, Stein, Beton und natürlich auch Metall. Seinen Lebensunterhalt fristete er mit Mal- und Bildhauerkursen, die er gemeinsam mit dem Kunstmaler Hermann Anselment in der eigens gegründeten Kunstschule abhielt. Bis 1959 lebte Erich Hauser in Schramberg und schuf ein Frühwerk, von dem nur wenige Werke erhalten geblieben sind.

Erich Hauser in seiner Schramberger Werkstatt. Im Hintergrund ein Kruzifix, das der Bildhauer 1957 für Sankt Maria geschaffen hat. Nach einer 60-jährigen Odyssee kehrt es nach Schramberg zurück und hängst seit 2017 wieder in der Kirche.

Titel: „Bin kein Mensch, bin ein Wurm, der Leute Spott.“

DER FRÜHE ERICH HAUSER

In Schramberg sind jedoch einige seiner Frühwerke erhalten und erzählen vom Suchen einer künstlerischen Handschrift Hausers: Sein künstlerischer Ausdruck ist in diesen Zeiten sehr vielfältig. Er zeichnet, modelliert, schnitzt und fertigt Skulpturen sowie Gebrauchsgegenstände des Alltags. Denn auf der Suche nach seinem künstlerischen Weg musste er, um seine Existenz zu sichern, praktische Dinge schaffen. So entstanden Büsten, wie die des Schramberger Unternehmers Carl Haas, Holzschnitte, Ölgemälde, Schmuck, Wandgemälde, Gartentore, Schilder, Lampen und Figuren für den Fasnachtsumzug oder die Portale von Sankt Maria – einer der bedeutendsten spätklassizistischen Kirchen Süddeutschlands.Sie zeigen Bilder aus dem Marienleben. Hergestellt und montiert wurden sie im Jahr 1957 aus Kupferblech. Fachleute beschreiben die Portale als „interessanteste und originellste Kirchentüren der Gegenwartskunst“.

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DAS SAKRALE GESAMTKUNSTWERK ERICH HAUSERS IN DER KIRCHE SANKT MARIA IN SCHRAMBERG

In den Jahren 1993 und 1994 gestaltete Erich Hauser den Innenraum der Kirche Sankt Maria neu. Diese Innenraumgestaltung bildet zweifellos einen beeindruckenden Höhepunkt in Hausers Gesamtwerk und verbindet zeitgenössische Kunst mit spätklassizistischer Architektur. Der Altarraum, die Seitenschiffe und der Beichtraum wurden mit Objekten aus Stahl ausgestattet, wie zum Beispiel dem Beichthaus, dem Taufstein, dem Ambo, Kerzenständern und anderes. Eine acht Meter hohe kreuzförmige Stahlplastik bildet den optischen Glanzpunkt in der Apsis. Im Zuge der Neugestaltung der Kirche gestaltet Erich Hauser auch ein Priestergewand, das in Farbe und Design der sakralen Kirchenkunst angepasst wurde. Für das Gesamtkunstwerk fertigte Erich Hauser zunächst Modelle aus Zinkblech an.

Die kostenlose Publikation „St. Maria/Schramberg“ mit Texten von Isabel Grüner, Kunsthistorikerin und Kulturmanagerin, bietet Ihnen einen wunderbaren Überblick über Erich Hausers Schaffen im Innenraum der Kirche. Der Artikel „Vom Baldachin zum sakralen Gesamtkunstwerk in St. Maria“, veröffentlicht in D´Kraez 42, der Jahresschrift des Museums- und Geschichtsvereins Schrambergs 2022, berichtet ausführlich über den historischen Entstehungskontext des sakralen Gesamtkunstwerks. Er wurde von Herrn Arnhold Budick, langjähriges Vorstandsmitglied im Förderverein der Kunststiftung Erich Hauser, verfasst. Beide Publikationen sind kostenlos in der Kunststiftung Erich Hauser erhältlich.

Die Kirche Sankt Maria wurde von Juni 2021 bis Mai 2022 im Innenraum generalsaniert. Neben der Renovierung von Heizung, Lüftung sowie Licht- und Tontechnik wurde auch die Erneuerung der Beleuchtung vorgenommen. Erich Hausers Kirchenkunst erstrahlt nun in neuem Glanze.

FÜHRUNGEN DURCH SANKT MARIA IN SCHRAMBERG

Führungen zur sakralen Bildhauerkunst von Erich Hauser in Sankt Maria in Schramberg finden viermal im Jahr im Anschluss an die offenen Sonntage der Kunststiftung ab 17.00 Uhr statt. Die Termine der Führungen können Sie dem Kalender der Kunststiftung entnehmen. 

Anfragen für Privatführungen richten Sie bitte an info@schramberg.de oder 07422 29-215. Führungen durch Sankt Maria in Schramberg werden von Herrn Arnhold Budick, ehemaliges Vorstandsmitglied des Fördervereins der Kunststiftung Erich Hauser und guter Hauser Kenner, kostenlos angeboten. Sie möchten das Areal der Kunststiftung, der ehemalige Lebens- und Arbeitsort Erich Hausers, und die Kirchenkunst Sankt Maria an einem Tag erleben? Dann organisieren wird gerne eine Doppelführung für Sie. Bitte kontaktieren Sie uns unter info@erichhauser.de oder unter 0741 280 018-0.

Zu Besuch in Schramberg legen wir Ihnen außerdem den Kunstweg Erich Hauser ans Herz. Er führt vorbei an fünf Werken des Bildhauers im öffentlichen Raum der Stadt. Auf dem Kunstweg Erich Hauser begegnen Sie auch dem frühen und unbekannten Hauser – Spuren aus seiner Zeit der künstlerischen Suche. Weitere Informationen zum Kunstweg finden Sie auf der Webseite der Stadt Schramberg.